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Mindful Mom Interview: Iris Romen, Sängerin, Songwriterin & Gesangslehrerin


Iris Romen. Foto: Maria Peschel

Unsere erste Begegnung würde ich als schicksalshaft bezeichnen: Kennengelernt habe ich Iris tatsächlich über ebay-Kleinanzeigen. Gerade neu in Berlin, war ich auf der Suche nach einer Gesangslehrerin. Gefunden habe ich mehr als das - eine tolle Freundin, eine gute Zuhöhrerin und eine inspirierende Frau. Die Gesangsstunden sind für mich nicht nur eine erfüllende Auszeit vom Alltag, sondern auch wie eine kleine Therapie. Ich freue mich immer so sehr Iris zu sehen, ob beim Unterricht, auf der Bühne oder auf einen Kaffee in unserem Kiez.


Liebe Iris, du bist Sängerin, Songwriterin und spielst mehrere Instrumente. War das schon immer dein Traum?

In dem Freundschaftsbuch meiner Klassenkameradin gab es dieses "was ich werden will"-Feld - ich habe "Popstar" reingeschrieben. Dabei war ich zu der Zeit schüchtern, wurde gehänselt und hatte auch nicht das beste Verhältnis zu meinen Eltern. Aber wenn ich alleine in meinem Zimmer saß und gesungen habe, war alles gut. Auch vor anderen fühlte es sich irgendwie sicher an: In der Pause saß ich auf einer Mauer auf dem Schulhof, habe gesungen und alle waren still - sogar die Jungs. Ich habe also gemerkt: wenn ich singe, bin ich so ehrlich, wie ich nur sein kann – und somit unangreifbar. Ich hatte keine Angst

mehr. Singen ist mehr, als die Stimme zu benutzen. Wenn Du ehrlich singst und wahr, fühlt sich das magisch an.


Iris bei einem Auftritt in Berlin. Foto: Stephan Zwickirsch

Was liebst du besonders daran, Musikerin zu sein?

Ich liebe es, von Musik berührt zu werden und andere Menschen mit Musik, mit meinen Geschichten, mit meinen Soundwellen, mit meinen Stimmungen, zu berühren. Ich singe gern in Clubs, Theatern, Kirchen, auf Festivals, zu Hochzeiten und zu Beerdigungen. Was ich manchmal selber vergesse, besonders als es auf Grund der Pandemie wenig Auftritte gab, ist, dass etwas Seltsames passiert, sobald es dann so weit ist: Die "Magie" setzt ein. Es ist wie in einer sicheren und wunderschönen Blase zu sein, im "love-bubble" der Musik sozusagen, und du kannst alles! Wie mit Zauberkräften kannst du den Menschen etwas geben, etwas von dir mit ihnen teilen, zusammen etwas erleben im Bewusstsein, im Zauber der Musik.


Findest du, dass Musik auch etwas mit Achtsamkeit zu tun hat?

Wenn du singst, machst du eigentlich zwei Dinge. Ja, du singst, lässt die Seele erklingen, schickst

deine Message in die Welt, lässt deine Gefühle raus. Wunderbar! Und dann ist da noch etwas. Du machst die Ohren auf. Du lernst mit der Zeit, in dich hinein zu hören und dich gleichzeitig zu hören, so, wie du klingst, wenn du wirklich du bist. Wenn du dich nicht verurteilst, nicht verstellst, sondern deine wahre Stimme akzeptierst und beim Singen mehr 'bist' als 'tust', geht singen wie von alleine.


Du machst nicht nur selbst Musik, sondern unterrichtest auch Gesang. Wer sind deine Schüler*innen?

Meine Gesangsschüler*innen sind zwischen 11 und 63 Jahre alt. Darunter sind zwei Grafiker, eine Architektin, ein Kinderfernsehenproduzent, ein IT-ler, ein Medizinstudent, zwei Mädchen, die noch zur Schule gehen. Und alle singen sie so leidenschaftlich – und jede*r auf ihre*seine ganz eigene Weise. Von 30er Jahre Chansons über Pop und Rock, manche haben sogar selber angefangen zu schreiben. Gerade habe ich ein Album produzieren dürfen von einem 'Schüler' mit dem ich Songs geschrieben habe.


Würdest du sagen, singen tut jedem gut?

Für viele Menschen ist Singen etwas Wichtiges. Und gleichzeitig haben viele sich verunsichern

lassen. Meistens von den Unsicherheiten anderer... Aber es läßt niemanden los. Es wird so ein 'Eines Tages' -Ding. Und irgendwann ist es dann so weit, sie gehen es an, wollen ehrliches Feedback haben, Resonanz, sich ausprobieren, sich endlich finden in der Musik. Die Verunsicherungen, die sie dann nach und nach loslassen, wandeln sich in Selbstbewusstsein um. Das zieht sich dann oft auch in anderen Bereiche des Lebens durch, in so einer Phase wird dann auch schon mal 'plötzlich' der langjährige Job gewechselt. Das ist oft ein sehr wundersamer Prozess, den ich da beobachten und begleiten darf.


Welcher Song läuft bei dir in letzter Zeit immer wieder auf Repeat?

"It's Time To Go" von Taylor Swift. Es geht um das Loslassen von Beziehungen (die viele Gesichter haben können), die dir nicht gut tun.

Aus toxischen Beziehungen herauszukommen kann eine große Herausforderung sein. Meist kommt man nicht ohne Kleiderfetzen davon aber im besten Fall hat man viel gelernt. Dieser Song bestärkt einen darin, dass du zuversichtlich sein kannst, dass es einen Moment geben wird, in dem du den Absprung wagst. Und dass es kein Aufgeben ist sondern der erste Schritt auf einem neuen Weg.


Hast du ein Morgen- oder Abendritual? Würdest du es mit uns teilen?

Mein Tag startet immer gut, wenn ich morgens, noch vor dem Aufstehen, leise meine Dankbarkeit

ausspreche für alles, wofür ich in dem Moment besonders dankbar bin. Als eine Art von sich selbst erfüllende Prophezeiung bedanke ich mich auch gern dann gleich schon für den Mut, den ich an diesem Tag habe, um meine Herausforderungen anzugehen und die Dinge noch ein bisschen besser und liebevoller zu machen – und ihn auch mit Freude zu genießen.


Mit zwei anderen Musikerinnen hast du “The Joni Project” gegründet - erzähl uns davon.

Iris (Mitte) bei "The Joni Project". Foto: Sebastian Madej

Wir sind drei MusikerInnen, mit sehr unterschiedlichen Expertisen aber wir alle schreiben und komponieren und wir sind auch alle Mütter von Söhnen. Wir haben uns gefunden, um die Musik von Joni Mitchell musikalisch zu zelebrieren. Der erste Anlass letztes Jahr war das Jubiläum ihres berühmten Albums 'Blue'. In unserer Interpretation bringen wir ihre Songs mit vielen Instrumenten und inspirierenden Geschichten aus Jonis reicher Biografie auf die Bühne. Wir sind ganz nebenbei stets bereit, gern bemüht und erfreut, die Frauenquote bei live-Konzerten in Deutschland ein wenig weiter in die Höhe zu treiben. :-)



Du hast einen 13-jährigen Sohn Joaquin. Was gibst du ihm in Sachen Achtsamkeit mit?

Ich glaube, ich habe ihm Dankbarkeit beibringen können. Immer zu schauen, auf was man 'hat' und sich nicht auf das zu konzentrieren, was man nicht hat. Sogar wenn es ihm mal nicht so gut geht, können ihn die Gedanken daran, was er doch alles hat und wie gut es ihm eigentlich geht, doch dankbar aufatmen lassen.


Gibt es etwas, das du von deinem Sohn gelernt hast?

Ich denke, vor allem lerne ich, wie Kinder gestaltet werden und wie unvorprogrammiert sie auf die

Welt kommen. Wie unvoreingenommen sie sind und wie Rassismus oder Genderthemen ihnen beigebracht werden – oder eben nicht. Ich bin sehr dankbar für das aufgeschlossene, warmherzige, kreative und humorvolle Umfeld, in dem Joaquin aufwächst.


Welchen Mindful-Mom-Gedanken möchtest du mit anderen Mamas teilen?

Versucht nicht zwischen zu vielen Modi zu wechseln an einem Tag. Ich selbst bin neben Mama also Gesangslehrerin, ich habe einen Minijob (in einem schwedischen Süßigkeitenladen) und stehe regelmäßig auf der Bühne. Das sind vier sehr verschiedene Rollen die man da annimmt und denen man gerecht werden will. Als Alleinerziehende habe ich meinen Sohn oft zu Auftritten mitgenommen und war bis zu dem Moment, als ich auf der Bühne stand, noch im Mama-Modus. So ein schneller Wechsel, vor allem, wenn es keine Ich-Zeit dazwischen gibt, ist heftig. Ich denke zwei Modi am Tag sind schon eine Herausforderung und ich empfehle, damit einem auf Dauer nicht die Puste ausgeht, dazwischen Puffer einzubauen. Zum man-selbst-Sein und zum Durchatmen. Ein Bisschen Yoga.. :-)



Mehr von Iris lest und hört ihr auf http://irisromen.com/ und bei Instagram.

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Hi, schön, dass du hier bist!

Ich bin Aylisa, Mama von zwei Zwillingsmädchen und mit diesem Blog nehme ich dich mit auf meine Achtsamkeits-Reise.  

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